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Picture of Wolfgang
Name: Wolfgang Rüddenklau
Geburtsdatum : 1. Mai 1953
Größe/Gewicht: Stattlich
Haarfarbe: Dunkelblond
Augenfarbe: Blaugrau
Status: Unsicher
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Aus: Wer war wer - DDR, Ch. Links Verlag, Berlin 1992, S. 382 f:

Rüddenklau Wolfgang, 1.5.53. Mitbegründer der Berliner Umweltbibliothek. Geb. in Erfurt in einer Pfarrersfamilie, aufgewachsen in Fambach, Krs. Schmalkalden; 1971 Abitur in Eisenach, 1972 ein Semester Theologiestudium am Sprachenkonvikt in Berlin, anschl. Bühnenarbeiter am Dt. Theater, 1973 Ausbildung zum Kinder- und Jugendarbeiter im gemeindekirchlichen Dienst, nach der Probezeit wegen "mangelhafter Anpassungsfähigkeit" nicht übernommen; anschließend Pförtner, Nachtwächter, Hausmeister, Friedhofsarbeiter, dabei Selbststudium der Geschichte, bes. russische und dt. Revolutionsgeschichte, Vorarbeiten zu einer Gustav-Landauer-Biographie; 1983 Mitbegründer des "Friedens- und Umweltkreises Glaubenskirche" in Berlin-Lichtenberg, 1984/85 ein Jahr Gefängnis in Berlin u. Rüdersdorf unter dem Vorwand krimineller Delikte; 1986 Mitbegr. der Umweltbibliothek (UB) bei der Berliner Zionskirchgemeinde u. Red. der Samisdat-Zeitschrift "Umweltblätter" Organisation des DDR-weiten Informationsaustauschs opposit. Gruppen, Mitorganisator von Öko-Seminaren u. a. Aktivitäten der Berliner Friedensgruppen, Nov. 1987 nach der MfS-Aktion gegen die UB Verhaftung und Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen "staatsfeindlicher Gruppenbildung", Haftentlassung nach massiven öffentl. Protesten; seit 9.10.89 Red. des "telegraph" (Nachfolgezeitschrift der "Umweltblätter")

Oberstleutnant Zeiseweis von der Bezirksverwaltung Berlin des Staatssicherheitsdienstes der DDR meinte dazu:
[Stasiakte]

Über meine Erfahrungen und die Erfahrungen anderer mit dem DDR-Knast habe ich einen Artikel gemacht, der unter diesem Link abrufbar ist. Ansonsten habe ich über diesen Kram noch ein Buch geschrieben, "Störenfried", erschienen 1992 bei BasisDruck in Berlin, das erstaunlichweise (wegen des etwas offiziösen und leichtfertigen Charakters der neueren Werke zum Thema) immer noch ein Standardwerk zur DDR-Oppositionsgeschichte zu sein scheint. Weniger stolz bin ich auf ein von mir und Bernd Gehrke herausgegebenes Sammelwerk der linken DDR-Opposition, "Das war doch nicht unsere Alternative", das 1999 im Verlag Westfälisches Dampfboot erschienen ist. Ansonsten bin ich selbstständig und versuche mich mit allerhand Brotjobs über Wasser zu halten: Homepage-Design, Museumsführungen, Texte. Ein anderes Interessengebiet, 3d-Objekte für 3d-Welten, ist bis dato ein brotlose Kunst geblieben.

Wie ich neuerdings aus einem Eintrag bei Wikipedia erfahre, bin ich ein "libertär-anarchistischer deutscher Journalist". Das ist richtig und falsch zugleich. In der Tat habe ich immer von einer Gesellschaft von Freien und Gleichen geträumt und Gustav Landauer und Peter Kroptkin würde ich als mein politischen Lehrer bezeichnen. Ebenso aber den Radikaldemokraten Johan Jacoby. Wenn ich über die Verwirklichung meiner Ideen nachdenke, komme ich nicht umhin, eine zentrale Organisation des Gemeinwesens zu akzeptieren, allerdings einen schwacher Staat, der sich auf das Notwendigste beschränkt, "ein Staat als Kunstwerk nach dem Modell der Freiheit", wie das Jacoby sagt. Ob ich mich als Radikaldemokraten oder als Anarchisten sehe, ist also immer eine Frage meiner Stimmung. Verzweifle ich wieder einmal an der Möglichkeit konstruktiver Lösungen, bin ich Anarchist und träume von einer Siedlung, in der das griechische Ideal verwirklicht sein könnte, daß das Schöne zugleich das Gute ist. Versuche ich aber doch Leute zu beeinflussen - und das mache ich täglich -, verstehe ich mich als Radikaldemokrat. Ein zentrales Anliegen war für mich immer, im Kopf der Leute anzukommen, sie für eine andere Art von Gesellschaft zu werben. Aber Menschen sind leider sehr furchtsam, erpreßbar und verführbar. Das hat sich exemplarisch in den Diskussionen des Jahres 1990 um die Angliederung an die Bundesrepublik Deutschland gezeigt. Und für alle, die sehen wollten, war es ein furchtbares Drama, wie dann vor unseren Augen alle hoffnungsvollen Ansätze einer DDR-Zivilgesellschaft von den westdeutschen Strukturen überrollt, zersetzt und zerstört wurden.

Im neuen Deutschland bin ich also nicht angekommen, sehne mich aber andererseits nicht, wie viele andere Ostdeutsche, nach den angeblichen "Fleischtöpfen Ägyptens" zurück. Dazu bin ich zu wenig vergeßlich und weiß zuviel über die barbarischen Charakterzüge des stalinistischen Kommunismus. Aber eine Wirtschaftsordnung, die alles und jeden in eine Ware verwandelt und deren Seele die Registrierkasse ist, ist keine Alternative und bietet keine Perspektive für die menschliche Gesellschaft. Und die Parteiendemokratie und die Bürokratie zerstören die wenigen Ansätze für lokale Demokratie. die im Lande noch verblieben sind. Leider gibt es derzeit in Deutschland keine ernstzunehmende Bewegung, die für eine freiheitliche, demokratische und gerechte Alternative zum gegenwärtigen System arbeitet.

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